Sprache als Schlüssel zur Integration
Die SPD Fraktion im Bezirkstag von Oberbayern lobte 2023 bereits zum fünften Mal den mit 1000 Euro dotierten Sozialpreis aus. Mit diesem Preis werden Menschen gewürdigt, die anderen Menschen Hilfe und Unterstützung zuteilwerden lassen.
Aus den zahlreich eingereichten Vorschlägen, die die enorme Bandbreite des Ehrenamtes in Oberbayern zeigte, wählte die Fraktion der SPD Frau Dr. Beate Boga aus Bischofswiesen aus. Sie engagiert sich seit 2012, also seit mehr als zehn Jahren ausschließlich ehrenamtlich als Initiatorin, Organisatorin und Koordinatorin an der Grund- und Mittelschule Bischofswiesen, um ausländischen Schülerinnen und Schülern Deutsch- und Integrationskurse zu ermöglichen. Dieses Sprach- und Integrationsprojekt war landkreisweit einzigartig. In den Jahren nach 2015 wuchs ihre Gruppe der Ehrenamtlichen auf bis zu 25 Personen an, die es alle bestmöglich einzubinden galt.
Kürzlich fand in Bischofswiesen die Preisverleihung statt und Helga Hügenell, Fraktionsvorsitzende der SPD Bezirkstagsfraktion konnte neben der Preisträgerin und ihrem Team zahlreiche Ehrengäste aus der örtlichen und überörtlichen Politik begrüßen. Auch Hiltrud Broschei, Bezirksrätin a.D., die die ursprüngliche Idee zum Sozialpreis hatte, war unter den Gästen im Gasthof Schönfeldspitze.
Thomas Weber, der erste Bürgermeister von Bischofswiesen betonte in seinem Grußwort allgemein die Bedeutung von Ehrenamt und im Besonderen das Engagement von Dr. Beate Boga aus seiner Gemeinde. Er freute sich mit ihr, dass ihr diese Anerkennung und Wertschätzung zukommt. Auch drücke sich diese Wertschätzung durch die hochkarätigen Rednerinnen und Redner, die zur Preisverleihung gekommen sind aus, so der erste Bürgermeister weiter. Ein weiteres Grußwort sprach Dr. Bärbel Kofler, MdB aus Traunstein und parlamentarische Staatssekretärin im Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Sie lobte die Kontinuität des Wirkens von Frau Dr. Beate Boga für das Ankommen und Miteinander für Geflüchtete. Spracherwerb und Einführung in eine neue Kultur seien essentiell wichtige Leistungen in der Gesellschaft, so Dr. Bärbel Kofler. „Sprache ist der Schlüssel zu Integration!“, ist sich die Staatssekretärin sicher. Ehrenamt übernehme staatliche Aufgaben und gäbe es mehr Lehrer Sozialarbeiter würden die Kommunen besser zurecht kommen, meinte sie weiter. Auf Bundesebene sei gerade eine neue Ehrenamtsstrategie in Arbeit, zu der auch die Ideen von Ehrenamtlichen gefragt seien, führte abschließend aus.
Der stellvertretende Generalsekretär der Bayern SPD Nasser Ahmed reiste zur Preisverleihung aus Nürnberg an. Er würdigte in seinem Grußwort, dass Frau Dr. Beate Boga nicht das ICH sondern das WIR in den Mittelpunkt ihres Wirkens stellt. Dies sei auch seit 160 Jahren die Aufgabe der SPD. Aus seinem persönlichen Erleben schilderte er sehr eindrücklich die Bedeutung von Vermittlung von Sprache. Mit seinen Eltern, die Frieden finden wollten, kam er aus Eritrea nach Deutschland. „Für Geflüchtete eröffnen sich Möglichkeiten durch Unterstützung. Und jedes Kind hat es verdient Unterstützung, wie Frau Dr. Boga und ihr Team leisten, zu bekommen.“, so Nasser Ahmed. Integration sei keine Einbahnstraße und durch Integration öffnen sich Türen, war sich der Generalsekretär sicher. Er wünsche sich noch mehr von diesem Engagement und wolle sich für mehr Unterstützung für die Ehrenamtlichen einsetzen. Ziel müsse aber bleiben, dass an Schulen mehr Stellen eingerichtet werden, unterstrich er abschließend und betonte, dass die SPD immer an der Seite des Ehrenamtes stehe.
Als Laudator für die Preisträgerin war Markus Rinderspacher, MdL und Vizepräsident des Bayerischen Landtages in Bischofswiesen zugegen. Zu Beginn zeigte auch er sich beeindruckt von der Offenheit, mit der Nasser Ahmed seine Geschichte offenbare und bezeichnete seinen Lebensweg als sozialdemokratische Erfolgsgeschichte. Es gelte immer das Potential von Menschen zu erkennen und es zu heben, so Markus Rinderspacher. In seiner Rede betonte er, dass die Preisträgerin aus drei Gründen bestens zur SPD passe und lobte die Auswahl der Preisträgerin durch die Bezirkstagsfraktion:
„Vor 160 Jahren ist die SPD aus Bildungsvereinen entstanden. Mit Bildung machen wir was aus, denn Wissen ist Macht – Wissen ist Teilhabe. Die Aktualität spricht für die Preiswürdigkeit des Projekts, denn momentan gibt es wieder viele Geflüchtete und es sind 30 000 – 40 000 Kinder, die es hier aufzunehmen und gut zu integrieren gilt. Leider spaltet sich die Gesellschaft grade an der Frage, wie wir mit Geflüchteten umgehen. Nur noch die Hälfte der Menschen sehen die Demokratie als Perle. Wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten stehen zum Wort von Willy Brandt: Wir sind ein Volk der guten Nachbarn, nach innen und nach außen!“
Markus Rinderspacher zeigte sich in seiner Laudatio, von der Art und Weise wie Frau Dr. Beate Boga Menschen für ihr Projekt begeistert und Menschen mitnimmt und dadurch ein Gemeinschaftsgefühl entstehen kann, beeindruckt. Er würdigte ausdrücklich, dass die Preisträgerin nach ihrer Tätigkeit als Lehrerin seit nunmehr mehr als zehn Jahren, ehrenamtlich Sprache vermittelt. „Zeit ist das Wichtigste, was man schenken kann.“, war sich der Laudator sicher, ebenso die Unterstützung und Wertschätzung, die Frau Dr. Beate Boga ihren Schützlingen zukommen ließ. Die Vermittlung von Sprache bedeute mehr soziale Kontakte, bessere Arbeitschancen und dadurch auch 22 % höhere Löhne, so Rinderspacher.
Abschließend zollte der Laudator der Preisträgerin seinen Respekt für die Leistung und nicht zuletzt auch für das Meistern der Probleme während der Pandemie.
Die Auswahl der Preisträgerin setze aus seiner Sicht ein politisches Zeichen gegen Entpolitisierung, zeige wie gutes Zusammenleben durch völkerverständigende Arbeit möglich und Integration gelingen kann. Die Veranstaltung wurde von der Gruppe „Dreiklang“ sehr gelungen musikalisch umrahmt, die mit einem Empfang und der Möglichkeit des Austausches abgerundet wurde.