Entstigmatisierung der Psychiatrie schreitet voran!
Kürzlich besuchte die SPD Bezirkstagsfraktion im Rahmen ihrer Frühlingsklausur das kbo-Inn-Salzach-Klinikum und informierte sich umfassend über die aktuelle Situation in der Behandlung und Versorgung der Menschen mit psychischen Erkrankungen im Südost oberbayerischen Raum. Die Versorgungsregion umfasst eine Million Menschen und im Inn-Salzach-Klinikum werden jährlich zehntausend Patientinnen und Patienten behandelt. Geschäftsführer Dr. Theodor Danzl gab den Sozialpolitikerinnen und Sozialpolitikern einen fachkundigen Überblick über die Entwicklungen im kbo-Inn-Salzach-Klinikum. Erfreut zeigte sich Dr. Danzl, dass die Entstigmatisierung der Psychiatrie voranschreite, obwohl man immer noch gegen Vorurteile kämpfen müsse. Die Arbeit des Bezirks von Oberbayern habe viel dazu beigetragen, wie Dr. Danzl betonte. „Bei der Gründung der kbo gGmbH mit den Strukturveränderungen hatte die Politik ein glückliches Händchen. Die Kliniken stehen gut da!“, befindet der Geschäftsführer. Die Dezentralisierung war der politische Wille des Bezirks von Oberbayern. Der Spagat zwischen einer regionalen Versorgung und der Spezialisierung der Therapie gelingt im Inn-Salzach-Klinikum sehr gut, denn hier bündelt sich der größte zusammenhängende Bettenbereich und gleichzeitig gibt es die Außenstellen der Klinik. Die wohnortnahe stationäre und auch die ambulante sowie teilstationäre Behandlung von Menschen mit psychischen Erkrankungen wirkt sich positiv für die Menschen aus.
"Ein Viertel der Patienten des Klinikums leidet an Depressionen. Dieses Krankheitsbild ist mittlerweile salonfähig und sogar Männer dürfen zugeben, dass sie an einer Depression erkrankt sind. Da hat sich viel getan!“, erläuterte Dr. Danzl den Bezirksräten. Depressive Patienten und Angstpatienten werden im Fachbereich Psychosomatik des Inn-Salzach-Klinikums behandelt, hier ist Platz für 98 Patientinnen und Patienten.
Weiterhin gibt es die Allgemeinpsychiatrie, Tagesklinikplätze mit einer vollen Auslastung, Psychiatrische Institutsambulanzen und eine Forensische Sicherungsnachsorgeambulanz. Ein Teil der Patienten wird notfallmäßig eingeliefert, oftmals sind suizidgefährdete oder erregte Patienten darunter. Helga Hügenell, Fraktionsvorsitzende der SPD Bezirkstagsfraktion, lobte in diesem Zusammenhang die Einführung des Krisendienstes Psychiatrie, bei dem der Bezirk Oberbayern die Vorreiterrolle übernommen habe. „Ziel des Krisendienstes ist es unter anderem auch, solche Eskalationen vermeiden zu helfen.“, führte sie aus.
In der Folge merkte Dr. Danzl noch an, dass es ein Fehler gewesen sei, das Sozialsystem dem Wettbewerb preiszugeben. Eine verstärkte Steuerfinanzierung wäre aus seiner Sicht unerlässlich, denn momentan laufe sehr viel über den Abgabenbereich, bekräftigte er seine Meinung. Auch den volkswirtschaftlichen Sinn, dass es direkt im Anschluss nach einer Entgiftung bei Suchterkrankungen keine Kostenübernahme zu einer Motivationstherapie gebe, hinterfragte er äußerst kritisch. „Das führt leider zu vermehrten Rückfällen bei Patienten mit Suchterkrankung.“, so Dr. Danzl.
Sehr schwierig für die Kliniken sei auch die Situation, dass es keinen Investitionszuschuss gebe, bedauerte der Geschäftsführer. So könne der Eigenfinanzierungsanteil nicht mehr aus den Erlösen erwirtschaftet werden, erklärte der Klinikleiter. Ebenso schwierig stelle sich die Abrechnung für das Personal dar, denn es müsse spitz abgerechnet werden, gab Dr. Danzl den Bezirksräten mit auf den Weg. „Da dies in die Zuständigkeit des Bundes fällt, können wir auf der Bezirksebene unsere fachliche Meinung an unsere Bundespolitiker weitergeben und darauf drängen, dass sich das wieder was ändert.“, so Elisabeth Jordan SPD Bezirksrätin aus Rosenheim.
Durch die eigene Krankenpflegeschule stellt sich die Situation im Pflegebereich glücklicherweise positiv dar. „Wir können unsere Stellen gut durch den eigenen Nachwuchs besetzen.“, freute sich Dr. Danzl.
Der Erinnerungskultur an die Opfer des Nationalsozialismus wird im Inn-Salzach-Klinikum, wie auch beim Bezirk Oberbayern, bereits seit vielen Jahren sehr viel Bedeutung beigemessen. „Denn auch aus Gabersee sind ca. fünfhundertzehn Menschen bekannt, die in das Lager nach Hartheim bei Linz deportiert wurden.“, berichtete Dr. Danzl. So gebe es hier bereits seit fünfundzwanzig Jahren ein Mahnmal für die Opfer, wie er berichtete. Abschließend besichtigte die SPD Bezirkstagsfraktion noch die Baustelle des Neubaus der kbo-Inn-Salzach-Klinik in Kooperation mit der RoMed Klinik Wasserburg.