„Es ist ein Schatz in Biografien begleiten zu dürfen und Entwicklungen mitzuerleben!“
Die Tradition der SPD-Bezirkstagsfraktion im Rahmen der Fraktionssitzungen vom Bezirk geförderte Einrichtungen zu besuchen, wird auch in der neuen Periode des Bezirkstags fortgesetzt.
So konnten sich die SPD-Bezirksrätinnen kürzlich im Blindeninstitut München in der Romanstraße ein Bild davon machen, wie sinnvoll die vom Bezirk Oberbayern kommenden 16 Millionen Euro, das sind 80% der Finanzmittel, eingesetzt werden. Vom stellvertretenden Institutsleiter Markus Kraus erfuhren die Sozialpolitikerinnen, dass in der Einrichtung 150 Kinder und Jugendliche zwischen drei Jahren und dem Ende der Schulzeit bis zum achtzehnten, bzw. einundzwandsigsten Lebensjahr umsorgt und gefördert werden.
Er betonte, „Hier leben und lernen geistig und körperlich mehrfachbehinderte Kinder und Jugendliche mit Hirnschädigungen. Die Behinderungsbilder werden immer schwerer.“ Pflege nähme, wie auch die medizinische Versorgung einen wichtigen Bestandteil in der Arbeit ein. Schwerpunkt in der Förderung sei das Sehen und die Kommunikation, wie Markus Kraus ausführte. Ebenso seien Kinder und Jugendliche mit Autismus und auch verhaltensauffällige Kinder in der Einrichtung. Dieses breite Spektrum bedeutet eine große Herausforderung für die 300 Mitarbeiter an zwei Standorten in München.
Der Bezirk Oberbayern finanziert die Anfahrt der Kinder und Jugendlichen, sowie die verschiedenen Wohnformen. In der Einrichtung gibt es eine Heilpädagogische Tagesstätte, ein Fünf-Tage Wohnheim und Ganzjahreswohnen. Der Einzugsbereich erstreckt sich von Oberbayern bis nach bayrisch Schwaben. Markus Kraus betonte:“Es ist wie ein Schatz in Biografien begleiten zu dürfen und mitzuerleben wie jemand sich entwickelt. Wir begleiten die Kinder und Jugendlichen liebevoll zu einem lebenswerten Leben. Allerdings müssen therapeutische und pädagogische Ziele neu definiert werden.“
Die Mitglieder der SPD Bezirkstagsfraktion erfuhren bei ihrem Besuch weiter, dass die meisten der Abgänger des Blindeninstituts in Förderstätten gehen, nur wenige schaffen den Weg in eine Werkstätte. Als Wunsch und Forderung an die Politik gab Kraus den Politiker*innen mit auf den Weg, dass Wohnplätze für Schulabgänger fehlen. Helga Hügenell, Fraktionsvorsitzende der SPD Bezirkstagsfraktion versprach, dieses wichtige Thema im Blick zu haben und stets darauf hinzuweisen und hinzuwirken, dass mehr Wohnplätze entstehen.
Inklusion wird im Haus großgeschrieben, so gibt es im Gebäude eine öffentliche Kita und der Spielplatz auf dem Gelände ist für den Stadtteil geöffnet. Kooperationen mit Schulen und Kirchengemeinden werden gelebt. Die Kinder und Jugendlichen gehen raus in den Stadtteil und besuchen auch mal ein Cafè. Es fanden bereits gemeinsame Sportfeste oder gemeinsame Wanderausflüge statt.
Im Haus werden die Kinder und Jugendlichen gemischt betreut und nicht nach Behinderungen zugeordnet. „Unsere Haltung zur Inklusion beinhaltet, dass wir die Menschen auf vielfältige Weise fördern, beraten und unterstützen, selbstbestimmt am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Wichtig sei dabei auch der Dialog, Fachkompetenz und die Partnerschaft mit den Eltern“, so der stellvertretende Institutsleiter Kraus.
Abschließend erfuhren die Bezirksrät*innen noch, dass die Einrichtung den Auftrag für die Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung (EUTB) unter dem Schlagwort „Sehen + Teilhabeberatung am Blindeninstitut München“ erhalten hat. Eine EUTB unterstützt und berät Menschen mit Behinderung und von Behinderung bedrohte Menschen und ihre Angehörigen kostenlos in allen Fragen zur Rehabilitation und Teilhabe. Als Team „Sehen +“ wird im Blindeninstitut vorrangig die Themen Sehen, Sehbehinderung, Blindheit beraten. Der Gedanke der Beratung von Betroffenen durch Betroffene ist ein wichtiges Element in der EUTB. Im Rahmen des Bundesteilhabegesetzes wurden bundesweit 500 solcher Beratungsstellen geschaffen und durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales für drei Jahre gefördert.